Vereinshistorie

Erste Anfänge

Mit festem Entschluss vereinigten sich ein großer Teil der jungen Leute zur Gründung eines Turnvereins. Schon nach kurzer Zeit konnte ein Verzeichnis von achtzig Gründungsmitgliedern vorgelegt werden - so berichtet das Protokoll über die erste Sitzung am 17. Oktober 1908. Auf dieser Versammlung, die in der Garküche von Fritz Stahl stattfand, wurde folgender Turnrat gewählt:

  • 1. Vorstand: Kaufmann Georg Scharnagel
  • 2. Vorstand: Kaufmann Fritz Bergler
  • Schriftwart: Kaufmann Wilhelm Lederer
  • Säckelwart: Salomon Riebel
  • 1. Turnrat: Georg Kunz
  • 2. Turnrat: Hans Zehnreis
  • Kneippwart: Theodor Marienscheck

Nachdem diese erste Generalversammlung die schon vorbereitete Satzung genehmigt hatte, konzentrierte man sich voll und ganz auf die Eröffnung eines entsprechenden Turnbetriebes. Die Vereinskasse allerdings war noch leer. Deshalb wandte man sich am 20. Oktober 1908, also 3 Tage nach der Konstitution an die Gemeinde mit der Bitte, eine Liste an die hiesigen Interessenten veröffentlichen zu lassen zwecks Zeichnung freiwilliger Beiträge. Im November desgleichen Jahres noch konnten von den eingegangenen Beiträgen und Spenden die ersten Turngeräte z.B. eine Reckstange beschafft und damit ein regulärer Übungsbetrieb aufgenommen werden, an dem sich regelmäßig wöchentlich ca. 35 Mann als aktive Turner beteiligten.

Dabei war es durchaus nicht so, dass man jedermann mit offenen Armenempfing. Vielmehr musste jeder "Zögling" - so wurden damals die jugendlichen Mitglieder genannt - sich dem strengen Urteil des Turnrates stellen.

Der Schwerpunkt der sportlichen Betätigung lag im Bereich des Geräteturnensund der Gymnastik; beide wurden mit allem Ernst und großer Begeisterung betrieben, und so konnte man bereits nach einem Jahr, im August 1909,das erste Wett- und Schauturnen abhalten.

Selbstverständlich war man auch Turnspielen gegenüber aufgeschlossen. So zeigten die Protokolle des Jahres 1909, dass am 17. April für die Faustballer aufgrund von Spenden ein Faustball beschafft werden konnte.

Das gesellschaftliche und gesellige Miteinander kam dabei durchaus nicht zu kurz. Am Fastnachtmontagdes Jahres 1909 veranstaltete der Verein seinen ersten Ball im Dreikönigssaal, wobei nur anständige Masken zugelassen waren. Der Eintrittspreis für Mitglieder betrug 50 Pfennig bei freiem Eintritt der begleitenden Dame.

Vorausschauendes Denken muss dem Vorstand und Turnrat der ersten Vereinsjahre bescheinigt werden. Denn trotz der positiven Anfangsentwicklung haben sie auch an die Möglichkeit der Auflösung des damals noch jungen Vereins gedacht und dazu folgenden Beschluss gefasst, der in seinem Kerngedanken allerdings davon ausging, dass es allenfalls zu einem Ruhen der Vereinstätigkeit kommen könne

"..... sollte der TV sich wider Erwarten auflösen oder seines Charakters entkleidet werden, so ist das vorhandene Vermögen, gleichviel, ob dieses aus Bargeld, Einlagen, Wertpapieren, Darlehen, Forderungen, Mobilien und dgl. besteht, von der Marktgemeinde in Verwahrung und Verwaltung zu nehmen und solange aufzubewahren, bis ein Turnverein oder eine im Grunde wesensgleiche Institution in Floss ins Dasein tritt".

Als im November 1913 der Berglersaal fertiggestellt war, wurde dieser dem Verein als Turnhalle überlassen. Durch den Idealismus der Mitglieder wuchs der TV bis zum Beginn des 1. Weltkrieges zu einer beachtlichen Stärke heran. Die turnerischen Leistungen erreichten einen beachtlichen Stand, dokumentiert durch die zahlreiche Teilnahme an verschiedenen Gauturnfesten, wobei auch im Bereich der Leichtathletik und im Dreikampf verschiedene Preise gewonnen werden konnten.

In den Jahren von 1914 bis 1918 musste die Turntätigkeit teilweise völlig eingestellt werden. Die Turnwarte und deren Ersatzleute stehen im Felde - die Sitzungen aus dieser Zeit sind ausgefüllt mit Nachrufen und ehrenden Gedenken an die gefallenen Mitglieder

Zwischen den Kriegen

Anfang der zwanziger Jahre erlebte der Verein seinen größten Aufschwung. Der Turnbetrieb lief in allen Abteilungen und Gruppen auf vollen Touren. Die Mitgliederzahl wuchs ständig und die Leistungen waren zufrieden-stellend.

Im Jahr 1920 wurde eine Fußballmannschaft gegründet, geführt von Josef Häusler, später von Hermann Ruckdäschel.
1921 wurde Turnen Pflichtfach an den Volksschulen. Das es dem Schulsprengel an entsprechenden Geräten und Einrichtungen mangelte, stellte der Turnverein, zum Teil unentgeltlich oder gegen geringe Gebühr, seine Anlagen zu Verfügung. Diese Gepflogenheit wurde beigehalten, bis die Marktgemeinde ein eigenes Schulsportgelände im Jahr 1980 geschaffen hatte.

Zum 15-jährigen Bestehen beschloss man im Juli 1922, die Anschaffung einer Vereinsfahne. Die Mitglieder Max Jakob und Fritz Bloch erklärten sich bereit, eine Sammlung von freiwilligen Spenden für diesen Zweck durchzuführen. Noch im Juli konnte die Fahne bei einer Coburger Firma zum Preis von 13.000 Reichsmark bestellt werden. Bis zur Lieferung im November allerdings war die Geldentwertung soweit fortgeschritten, dass die Firma einen Aufschlag berechnen musste. Dem Verein wurde ein Endpreis von 19.820 Mark abverlangt. Zur Zahlung war die Aufnahme einer Anleihe erforderlich.

Die steigende Zahl an Aktiven und die neue Abteilung machten das Fehlen eines geeigneten Sportplatzes immer deutlicher. Zwar hatte man sich bisher durch Pacht eines Schießplatzes vom Schützenverein beholfen, für die weitere Zukunft wurde allerdings eine sachgerechte Lösung angestrebt. Sie ward auch bald gefunden. Am 17. Juni 1929 erwarb der TV ein 3,26 Tagwerk großes Grundstück an der Neustädter Straße von dem Gastwirt und Kinobesitzer August Zintl, für 8.200 Mark. Etwas mehr als die Hälfte des Kaufpreises war durch vorhandene Barmittel abzudecken. Für den Rest in Höhe von 4.000 Mark musste ein Darlehen aufgenommen werden. Zwar hatte man schon in früheren Jahren ein 1 1/2 Tagwerk großes Grundstück bei Kalmreuth gekauft, das wohl als Grundstock für spätere Entwicklung gedacht war. Da es allerdings nicht wirtschaftlich genug verwerten ließ, verpachtete man es kurzerhand.

Am 3. Januar 1930 wurde um 13 Uhr mit dem ersten Spatenstich der Ausbau des Sportplatzes eröffnet. In mühevoller Handarbeit und durch Einsatz vieler freiwillig geleisteter Arbeitsstunden begann man mit der Planierung des Platzes. Der Vorstand, Herr Marienscheck und Herr Oberlehrer Müller, stifteten je 5 Mark. Dies gab Anlaß, dass vom nächsten Tag an jeder Arbeiter zur Brotzeit 1/2 l Bier und ein Brot und einige Zigaretten bekam. So nachzulesen aus dem Arbeitsbericht eines freiwilligen Helfers.
Zur gleichen Zeit bemühte man sich damals um die Anlage einer Badegelegenheit. Diese Anstrengung fand jedoch beim Bezirksamt keine Zustimmung. Realisiert werden konnte jedoch der Bau einer Holzhalle mit einer nutzbaren Fläche von 50 qm für die Unterbringung der verschiedenen Turngeräte. Im Herbst des selben Jahres waren die Anlagen nutzbar und mit einer ersten Veranstaltung eröffnet worden.

Am 25. Januar 1931 kam es zur Gründung einer Schneeschuh-läuferabteilung. Zu ihr bekannten sich auf Anhieb 19 Aktive.

Natürlich waren die Frauen von all den turnerischen Aktivitäten nicht ausgeschlossen. Sie haben sich mit eigenen Damenriegen an den sportlichen Wettkämpfen beteiligt und waren auch in der Vereinsführung vertreten.

Der 16. Juni 1933 markiert gleichermaßen den Schlussstrich zu der bisher so dynamisch verlaufenden Entwicklung des Vereins. Durch die Regierung wird eine Gleichschaltung aller Turnvereine angeordnet, die damalige Vorstandschaft aufgelöst und Neuwahlen ausgeschrieben. Für den TV Floss bedeutete das keine Veränderung, denn der alte Vorstand wird voll und ganz in seinem Amt bestätigt. Neue Initiativen werden nicht mehr ergriffen. Man war ganz mit der Abwicklung der bisherigen Baumaßnahmen beschäftigt. Der zweite Weltkrieg lähmte das Vereinsleben völlig. Es fehlte die Jugend und die beispielgebenden Aktiven.

Wiederanfang nach dem Krieg

Nach dem Krieg verlor der Verein sein gesamtes Vermögen. Es verblieb ihm lediglich das Grundstück an der Neustädter Straße.

Am 7. November 1953 fand die erste Generalversammlung nach dem Krieg statt. Theodor Marienscheck, der seit 28. Oktober 1928 bis 7. November 1953 in ununterbrochener Folge den Verein als 1. Vorstand geführt hatte, gab einen umfassenden Bericht über die bisherige Entwicklung. Er erhielt auch diesmal wieder das Vertrauen, gab aber in der folgenden Zeit den Vorsitz an Fritz Riebel und Hans Ruckdäschel ab. Sie hatten in mühevoller Kleinarbeit zu kämpfen, dass das Grundstück an der Neustädter Straße, das zweckentfremdet wurde, dem TV wieder zur vollen Nutzung zur Verfügung stand. Viele von uns werden sich noch an die vorhandenen Baracken des Arbeitsdienstes erinnern, die zeitweise von der Annahütte in Windischeschenbach für Produktionszwecke Verwendung fanden. Diese hätte gern einen Teil des Geländes erworben, für den Turnverein ein unzumutbares Verlangen, zumal man ihm keine gleichwertige, für sportliche Zwecke nutzbare Fläche im Austausch bieten konnte. Die Ablehnung des Verkaufs war demnach eine existenzentscheidende Frage für den Verein.

Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte

Erst im Jahre 1957 konnte im Kellerhäusl der Turnbetrieb wieder aufgenommen werden. Zuvor allerdings waren hier umfangreiche Umbaumaßnahmen notwendig und auch die Turngeräte mußten erst wieder beschafft werden. Schon bald fand man den Anschluß an die erfolgreiche sportliche Vergangenheit. Vor allem im Geräteturnen am Pferd und am Reck sowie bei den Bodenübungen wurden bemerkenswerte turnerische Leistungen geboten. Dies war nicht zuletzt auch ein Verdienst von Oberturnwart Fritz Schönberger, der die verschiedenen Männer-, Frauen- und Kinderriegen leitete.

In der Generalversammlung von 1960 beschloß man die Eröffnung einer Skiabteilung. Sie erfuhr in den kommenden Jahren immer mehr Zuspruch und gehört heute zu einem festen und beliebten Sportangebot des Turnvereins. Mittlerweile sind Sportler des TV in den Kader der Nationalmannschaft berufen worden und nehmen an FIS-Rennen und Weltmeisterschaften teil. Ab 1963 beginnt mit der Anschaffung von Tischtennisplatten der Aufbau der Tischtennisabteilung.

Weiterer Abteilungen und der Ausbau der Vereinsinfrastruktur

1964 formieren sich die Faustballer zu einer eigenen Abteilung. Verbandsspiele werden durchgeführt und die ersten Erfolge stellten sich ein. Bald zeigte sich, dass die beiden Plätze den sportlichen Anforderungen nicht mehr gewachsen sind. Man beginnt bereits Mitte der 70er Jahre mit der Planung für den Ausbau der Sportanlagen. Am 25. August 1978 ist es dann soweit. Mit dem Spatenstich, ausgeführt von Altbürgermeister, Ehrenbürger und ehemaligem Vorstand des TV's, Hans Ruckdäschel, unterstützt vom ältesten Mitglied und ehemals sehr aktivem Turnwart, Fritz Rast, sowie unter der Beteiligung der gesamten Vorstandschaft und dem Turnerrat begann mit dem Bauabschnitt I der Ausbau der Faustballfelder, dass in seiner bisherigen Geschichte wohl größte und umfangreichste Investitionsprogramm des Vereins. Mit einem Finanzaufwand von nahezu 270.000 DM wurden die beiden Plätze, oberes und unteres Spielfeld, saniert. Es entstanden ein Trainingsfeld und 3 herrliche Faustballfelder, die von ihrer Größenordnung her auch allen anderen sportlichen Disziplinen gerecht werden. Diese Baumaßnahme ist noch nicht abgeschlossen, als bereits ernsthafte Überlegungen für die Errichtung von Tennisplätzen angestellt werden. Der Bedarf für eine derartige Einrichtung ist vorhanden. Als Gelände bot sich das der Gemeinde gehörende Grundstück neben den Faustballfeldern an. Nach längeren Verhandlungen gelang es, dieses im Rahmen eines langfristigen Erbbaupachtvertrages im Dezember 1978 anzumieten. Bereits ein halbes Jahr später, im Juni 1979, wird mit dem Bau begonnen und in der Saison 1980 können 3 moderne Tennisplätze den Sportbegeisterten zur Benutzung übergeben werden. Kostenpunkt dieser Anlage damals 111.740 DM. Die sportlichen Einrichtungen waren damit aufs beste gestaltet. Zu ihrer ordnungsgemäßen Nutzung fehlten jedoch noch Umkleidekabinen mit deren entsprechenden sanitären Ausstattungen. Der TV war aus dieser Situation heraus mehr oder weniger gezwungen, auch den III. Bauabschnitt mit dem Bau eines Betriebsgebäudes in Angriff zu nehmen.

Im Juli 1982 erfolgte die Grundsteinlegung und nach 4 Monaten war der Rohbau wetterfest errichtet. Insgesamt wurden innerhalb von 5 Jahren Investitionen mit einem Finanzvolumen von einer halben Million Mark getätigt. Der Verein hat dazu Mittel und Eigenleistungen in einem Umfang von mehr als 220.000 DM erbracht. Der Rest wurde mit Zuschüssen und Darlehen finanziert. Dabei war es ein besonderes Anliegen der Vorstandschaft und des Turnrates, strengstens darauf zu achten, dass die finanziellen Belastungen die Möglichkeiten der Vereinskasse nicht übersteigen und es darf davon ausgegangen werden, dass den künftigen Verantwortlichen und Mitgliedern eine gesunde Bilanz weitergegeben werden kann.

Die Geschichte des Vereins spiegelt auch deutlich die Vergangenheit unserer Gesellschaft und unseres Volkes wieder. Den Anfängen des Aufschwungs folgten Zeiten der Depression, der Stagnation, der Krise und erfolgreichen Wiederbeginns. Manche sportliche Disziplin war nur eine kurzfristige Erscheinung oder folgte einem modischen Trend. Keimzelle und ständiger Motor war und ist auch heute noch die Turnabteilung. Ihre Entwicklung verbindet sich auf das engste mit dem Werdegang des Vereins.

Vereinsvorstände seit der Gründung

  • 1908 – 1910      Georg Scharnagel
  • 1911 – 1912      Erhard Fichtl
  • 1913 – 1918      Heinrich Scharnagel
  • 1919 – 1921      Karl Zintl
  • 1922 – 1925      Wilhelm Witzl
  • 1926 – 1927      Salomon Riebel
  • 1928 – 1953      Gothold Marienscheck
  • 1954 – 1959      Hans Ruckdäschel
  • 1960 – 1963      Fritz Riebl
  • 1964 – 1965      Karl Lindner
  • 1966 – 1967      Hans Sailer
  • 1968 – 1974      Franz Pscheidt
  • 1975 – 1987      Hermann Gollwitzer
  • 1988 – 1991      Reinhold Bayer
  • 1992 – 1999      Heinz Wittmann
  • 2000 – 2011      Jürgen Schnappauf
  • 2012 – heute     Hans Eismann